Ergebnisse der Hauskreisumfrage 2015

300 Hauskreise in Bayern, mit insgesamt 2488 Mitgliedern haben an der Umfrage teilgenommen
Hauskreise
Der Hauskreis aus Egloffstein von Claudia Wirth (roter Schal), hat Landesbischof Heinrich-Bedford-Strohm beim Besuch in München gesegnet.
"Das Wort wird einem bewusster, wenn man gemeinsam in der Bibel liest!" Für Claudia Wirth aus dem oberfränkischen Egloffstein ist der Sonntagsgottesdienst nicht genug. "Als Christ brauche ich mehr Verbindlichkeit, die intensive Auseinandersetzung mit dem Wort Gottes." Aus diesem Grund hat die freischaffende Künstlerin vor mehr als 16 Jahren gemeinsam mit ihrem Mann den Hauskreis in Egloffstein gegründet. Die etwa zehn Teilnehmer treffen sich seit dem alle zwei Wochen bei Wirth zu Hause. "Die Beziehung untereinander ist besonders. Man weiß von einander und es ist immer bereichernd zusammen zu sein."
Als Christ brauche ich mehr Verbindlichkeit."
Ebenso, wie für den Kreis um Claudia Wirth, steht für 88 Prozent der Hauskreise in Bayern (auch Bibelkreise oder Gesprächskreise genannt) die Vertiefung des Glaubens im Mittelpunkt ihrer regelmäßigen Treffen. Fast genauso wichtig sind der Glauben im Alltag und das Gespräch miteinander. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die Pfarrer Michael Wolf, Referent für Kirchenvorstandsarbeit, Hauskreisarbeit und missionarische Projekte im Amt für Gemeindedienst der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, gerade ausgewertet hat. 300 Hauskreise, mit insgesamt 2488 Teilnehmern haben sich an der Umfrage beteiligt. "Bei der Umfrage ging es uns darum, Informationen zu den Hauskreisen in der Landeskirche zu bekommen. Was beschäftigt die Hauskreise, wie ist die durchschnittliche Altersstruktur, was brauchen die Gruppen und Kreise an Unterstützung, etc.", erklärt Wolf.
sind kleine Gruppen von Gläubigen aus einer oder mehreren Gemeinden, die sich zum gemeinsamen Beten, Bibelstudium, Gedankenaustausch und Singen regelmäßig in Privatwohnungen treffen. Ein Hauskreis umfasst in der Regel fünf bis zwölf Personen, die meist in ähnlichen Lebenssituationen sind (Alter, Familienstand, Interessen und Vorlieben). Anders als im Gottesdienst bietet der Hauskreis jedem Teilnehmer die Möglichkeit, sich mit eigenen Beiträgen aktiv zu beteiligen, zu diskutieren und persönliche Fragen zu klären.
Unter den an der Umfrage teilnehmenden Hauskreisen, hat Wolf einen Besuch beim Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm verlost. Der Hauskreis um die 56-jährige Claudia Wirth hatte Losglück und fuhr zu einem gemeinsamen Mittagessen mit dem Landesbischof, nach München. "Das war eine sehr bewegende Begegnung. Normalerweise ist es eher so, dass die Menschen sich den Segen des Bischofs wünschen, aber in dem Fall wollten die Hauskreismitglieder den Bischof segnen und für ihn beteten", erzählt Pfarrer Wolf nach dem Treffen.
Im Gegensatz zu dem eher ländlichen Hauskreis in Egloffstein, der sich schon lange in gleichbleibender Besetzung trifft, ist die Fluktuation der Teilnehmer bei dem Hauskreis für junge Erwachsene in der Hochschulstadt Rosenheim sehr hoch. "Keiner der Teilnehmer kommt aus Rosenheim. Das liegt an den vielen Studenten. Viele kommen aus Baden-Württemberg und Sachsen, wo das Konzept Hauskreis viel verbreiteter ist", erzählt Diakonin Birgit Görmann, die den Hauskreis vor vier Jahren gegründet hat. "Ich wollte ein Angebot für die Altersklasse schaffen, wo man einfach hinkommen kann, die die Bedürfnisse der jungen Leute abdeckt."
Genau wie Claudia Wirth aus Egloffstein sieht auch die 35-jährige Diakonin Görmann den Wunsch nach Verbindlichkeit als Grund für das stete Interesse an Hauskreisen. "Ich habe den Eindruck, dass Hauskreise gefragter sind, und sich immer weiter verbreiten, weil die Leute Verbindlichkeit suchen und fordern."
Dafür spricht auch die Beständigkeit der Hauskreise in Bayern. 74 Prozent der befragten Hauskreise treffen sich seit mehr als zehn Jahren. Das deutet aber im Umkehrschluss nicht unbedingt auf eine Überalterung hin. Tatsächlich sind rund 30 Prozent der Teilnehmer jünger als 50 Jahre. Die Erfahrung von Birgit Görmann ist, dass nie weniger als sechs ihrer "jungen Erwachsenen" zu den Treffen kommen, meist sind es sogar deutlich mehr.
Diakonin Birgit Görmann (Mitte) hat einen Hauskreis für junge Erwachsenen in Rosenheim gegründet.
In vielen Hauskreisen, so auch in Egloffstein und in Rosenheim, wechselt die Leitung und Vorbereitung jedes Treffens. Der Abend verläuft meist nach einem bestimmten, lockeren Ablauf. "Nach der Begrüßungsrunde, singen wir und beten. Darauf folgt eine gute Stunde Bibel- oder Themenarbeit. Der Abend endet mit einer freien Fürbittenrunde und einem Segen", berichtet Görmann. Eine Besonderheit, die scheinbar alle Hauskreise gemein haben, sind die engen Beziehung, die im Laufe der Zeit zwischen den Teilnehmern entstehen. Es wird zusammen gefeiert, Ausflüge gemacht und der Glaube im Alltag gelebt. Die vertraulichen Gespräche im privaten Rahmen führen zu Freundschaften, die über den Hauskreis hinaus gehen. "Alles, was in dem geschützten Raum des Hauskreises preisgegeben wird, unterliegt natürlich der Verschweigenheit", betont Wirth.
Als Referent für die Hauskreisarbeit in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern gibt Pfarrer Michael Wolf regelmäßig einen Hauskreisrundbrief heraus, in dem Themen und Anregungen zu finden sind. Jedes Jahr veranstaltet das Amt für Gemeindedienst ein Wochenendseminar für ganze Hauskreise, die neue Impulse suchen. Und erstmalig seit 2008 wird in diesem Jahr einen bayerischen Hauskreistag in Fürth stattfinden. Wolf hofft auf eine rege Teilnahme der bayerischen Hauskreise. auf die Anwesenheit von Claudia Wirth und ihrem Hauskreis kann er dabei auf jeden Fall setzen.
Da sich in den letzten fünf Jahren unter den befragten Hauskreisen nur 69 neu gegründet haben, würde Wolf gern eine Hauskreis-Gründungs-Inititive anschieben. Wie ein Hauskreis entsteht, kann mehrere Ursprünge haben. Laut Umfrage entwickeln sich die meisten Gruppen aus einem ehrenamtlichen Engagement. Aber auch nach einem gemeinsamen Glaubenskurs oder nach einen Impuls durch einen Hauptamtlichen, kann ein Hauskreis entstehen. "Wer auf der Suche nach einem passenden Hauskreis ist, ist gut beraten den Gemeindepfarrer/-pfarrerin um einen Tipp zu bitten oder einfach selbst zu gründen", schlägt Wirth vor.
Kontakt:
Pfarrer Michael Wolf
Amt für Gemeindedienst der ev.-luth. Kirche in Bayern
Team Missionarische Gemeindeentwicklung
Referent für Kirchenvorstandsarbeit, Hauskreisarbeit und missionarische Projekt
Telefon: 0911 4316 271
E-Mail: michael.wolf@afg-elkb.de